Nachtwanderer | Beeindruckende Stadtführung  / Die Gastgeber schwärmen bis heute vom Bundestreffen 2018 in Bad Wildbad

Von Hans Schabert

Bad Wildbad/Horb. Einmal im Jahr gehen die Nachtwanderer aus der Bäderstadt nicht in Calmbach oder Wildbad auf Tour, sondern pflegen ihre Gemeinschaft bei einer gemeinsamen Unternehmung. Freitags machten Ralf Kuhnle und Werner Müller mit Neuling Dieter Nie-Högen noch in Calmbach ihre Runde, samstags waren sie mit weiteren Mitgliedern der 27-köpfigen Gruppe zu Besuch und zum Austausch mit Gleichgesinnten in Horb.

Damit kamen sie einer Einladung nach, die sie vor drei Jahren erhielten. Selbst jetzt schwärmten die Horber Gastgeber noch vom Bundestreffen, das 2018 in den Räumen der Lehrerakademie und in der Stadt an der Großen Enz von Wildbads Nachtwanderern organisiert über die Bühne ging. Damals regten die Horber Teilnehmer an, die Wildbader und Calmbacher sollten doch einmal ihre Stadt besuchen. Aufgrund von Corona lange hinausgeschoben, traf man sich jetzt. Niemand bereute die Fahrt in den südlichen Teil der Region Nordschwarzwald.

Alles vorbereitet hatten auf Horber Seite der Gruppenchef Herbert Beutter, für Bad Wildbad Karla Arp. Gleich am Treffpunkt in der Stadt am Neckar sprach Wildbads Gruppen-Organisator Ralf Kuhnle Dankesworte, die er am Ende des kurzweiligen Nachmittags bei einer gemeinsamen Einkehr nur noch einmal bekräftigen konnte. Für den Flößersekt, den er seinem Kollegen „Häbbe“ – wie sich Beutter selber schreibt und nennt – und dem Stadtführer Heinrich Raible überreichte, revanchierten sich die Gastgeber mit einem Porzellanbecher für alle Gäste mit Horber Stadtbild. Dieses beeindruckt sicher jeden, der sich die Zeit nimmt, dieses im Original in der Altstadt einmal näher zu betrachten.

Gestartet zum Stadtrundgang wurde am Marktplatz vor dem Rathaus. Der die ganze Fassade einnehmende, bunte „Horber Bilderbogen“ erzählt seit 1927 die Stadtgeschichte, die 1725 durch einen Großbrand, der die gesamte obere Stadt erfasste, eine Zäsur erfuhr. 1765 war alles soweit wieder aufgebaut, und auf dem Putz wurden später die Begebenheiten, Persönlichkeiten und Wappen jener Tage verewigt. Damit dies nicht verloren geht, wurde in jüngerer Zeit alles für 200.000 Euro, wie Raible zu berichten wusste, saniert. Abzulesen ist daran neben vielem, dass die alte Stadt ab 1381 zu Vorderösterreich gehörte. Davor waren die Pfalzgrafen von Tübingen und die Grafen von Hohenberg oberste Herren des Orts. Erstmals genannt wurde Horb, das wegen des sumpfigen Geländes am Neckar zunächst auf die Höhe gebaut wurde, im Jahr 1090. Württemberg 1806 zugeordnet wurde Horb Oberamtsstadt.

An anderer Stelle war von zahllosen Hexenverbrennungen ebenso die Rede, wie von Christina Rauscher, die für diesen unsinnigen Spuk jener Epoche in Horb nach durchlittenen Haftzeiten Anfang des 16. Jahrhunderts ein Verbot erreichte. Geholfen hat dabei die vorderösterreichische Staatszugehörigkeit, denn schließlich schritt Erzherzog Maximilian Ernst ein und setzte den Hexenverbrennungen in der Grafschaft Hohenberg ein Ende. Die Kirchen, altes Stadttor, der Besuch des an sich und mit seiner Aussicht beeindruckenden Weißen Gartens oder die Nachtwächter-Uhrensammlung des Kultur- und Museumsvereins in dessen Raum im Dominikanerinnenkloster, Türme oder der Kakteengarten mit seinen winterharten Exemplaren sind ein Teil dessen, was in zweieinhalb Stunden an Sehenswertem besichtigt und angesprochen werden konnte.

Ein Dienstleister der Stadt

Auf der Homepage der Stadt Horb ist unter „Dienstleistung“ Folgendes über die Nachtwanderer zu lesen, das genauso für die Gruppe in Bad Wildbad (Näheres unter www.nachtwanderer-bad-wildbad.de) gilt: „Ziel soll es sein, Jugendliche gut durch die Nacht zu bringen. Die Nachtwanderer sind hierbei jedoch nicht in der Rolle von Ordnungshütern oder Sozialarbeitern tätig. Vielmehr will man für die Jugendlichen da sein, Vertrauen aufbauen und Hilfe und Unterstützung in verschiedenen Situationen anbieten. Dabei soll aber auch auf die Privatsphäre der Jugendlichen geachtet werden. Die Anwesenheit von Nachtwanderern im Stadtgebiet soll dazu beitragen, Tendenzen zur Aggression und zum Vandalismus zu begrenzen, das soziale Klima zu verbessern und eine angenehme Atmosphäre in der Stadt zu schaffen.“

Zu den Bildern:

Das erste Bild zeigt die Wildbader Nachtwanderer – zu erkennen an ihren einheitlichen Dienstjacken und den Begrüßungsgeschenken – nach der Ankunft in Horb. Zu dem vierköpfigen „Empfangskomitee“ gesellten sich später weitere Horber. Vorne stehen die Gruppenchefs (von links) Häbbe Beutter und Ralf Kuhnle, und die Wildbader Organisatorin der Ausfahrt (Dritte von rechts), Karla Arp. Foto: Schabert